Lordogenetisches Mittellinensyndrom
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Die auf den folgenden Seiten vorgestellten Gefäßkompressionen sowie die Kompression der Femoralvenen, der Vena cava inferior und der Lumbalarterien wurden von mir auf dem European Ultrasound Congress EUROSON Ljubljana, 22 nd – 24 th September 2017 als Lordogenetisches Mittellinensyndroms inauguriert, um herauszustellen, dass es sich bei den neun Krankheitsbildern nicht um verschiedene Erkrankungen sondern um Facetten eines Geschehens handelt, was ich wegen der als Hauptursache angesehenen Lordose der Lendenwirbelsäule als „Lordogenetisches Mittellinensyndrom“ bezeichne.
Ich stelle hier meine Auffassung dieser neuen Entität kurz vor.
Abdominale Gefäßkompressionssyndromen gelten als seltene Erkrankungen. Meine eigene Erfahrung zeigt aber, dass es sich um sehr häufige Krankheitsbilder handelt die vor allem deswegen nicht wahrgenommen werden, weil Unklarheiten bezüglich ihres Entstehungsmechanismus bestehen und in der Verschiedenartigkeit der Symptome das Gemeinsame dieser Krankheitsbilder nicht leicht erkannt wird.
Die erste augenfällige Gemeinsamkeit aller Gefäßkompressionssyndrome des Abdomens ist deren Häufung bei Frauen und Mädchen. Mehr als 90% aller Fälle treten in dieser Bevölkerungsgruppe auf, allerdings selten vor Eintritt der Pubertät.
Ich möchte daher hier einen übergreifendes Konzept für alle Arten von vaskulären Kompressionssyndromen des Bauchraums vorstellen. Ich führe sie auf die spezifischen Eigenschaften der menschlichen Wirbelsäule zurück. Der zweibeinige Gang des Menschen führt zu einer vertikalen Ausrichtung der Wirbelsäule, was im gesamten Tierreich, selbst unter anderen Zweibeinern, ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Mit dem Beginn des aufrechten Ganges nach dem ersten Lebensjahr gerät die Wirbelsäule unter den Druck der Schwerkraft und nimmt eine doppelt s-förmige Gestalt an. Damit bildet sich in der Lendenwirbelsäule eine Vorwärtskrümmung, die sogenannte Lordose heraus.
Bei jungen Frauen und Mädchen nach der Pubertät ist die Lordose deutlich ausgeprägter als in jeder anderen Bevölkerungsgruppe. Wegen des häufigen Auftretens bei jungen Frauen können die Gefäßkompressionssyndrome zurecht als eine Erweiterung des Fachgebietes der Gynäkologie angesehen werden. Allerdings kommt es darauf an, über die Fachgebietsgrenzen hinauszuschauen, um den wahren, gemeinsamen Ursprung der vielfältigen Symptome zu erkennen und sie sachgerecht behandeln zu können.
Meine These ist daher:
Die Lordose der Lendenwirbelsäule ist der entscheidende Faktor für die Entwicklung aller Gefäßkompressionssyndrome des Bauchraums.
Die lordotische Vorwärtskrümmung der auf der Wirbelsäule liegenden Hauptschlagader (Aorta) engt den Winkel zwischen Aorta und oberer Darmarterie erheblich ein und verursacht damit
- Das Nussknackersyndrom
- Das Arteria mesenterica superior Syndrom (auch bekannt als Wilkie-Syndrom oder SMA-Syndrom)
Die beiden Verankerungspunkte des Zwerchfells an der Wirbelsäule, die sogenannten Zwerchfellschenkel, werden durch die Lordose straff an die Wirbelsäule herangezogen, was zu folgenden Krankheitsbildern führt:
3. Das Truncus coeliacus und Ganglion coeliacum-Kompressionssyndrom (auch Ligamentum arcuatum Syndrom oder Dunbar-Syndrom genannt)
4. das Kompressionssyndrom der Lendenarterien
Die Dehnung der rechten gemeinsamen Beckenarterie über das Kreuzbein sowie die Dehnung der unteren Hohlvene über den Scheitelpunkt der lordotisch gekrümmten Lendenwirbelsäule verursachen folgende Krankheitsbilder:
5. May-Thurner-Syndrom und
6. Die Kompression der unteren Hohlvene
Das gestaute Venenblut der linken Niere wird über die sogenannten Mittellinienorgane abgeleitet, die Wirbelsäule selbst und folgende Beckenorgane: die Gebärmutter, den rechten Eierstock, den Mastdarm, die Scheide, die Harnblase. Das daraus entstehende Krankheitsbild heißt
7. Pelvines Kongestionssyndrom
Kommt es dabei auch noch zu einer Stauung des Blutes innerhalb der Wirbelsäule, im Venengeflecht des Rückenmarks nennt man dies:
8. Mittelliniensyndrom
Darüber hinaus, besonders bei schlanken Frauen zu beobachten, führt die Überstreckung der Hüftgelenke beim aufrechten Stand und bei Rückenlage mit ausgestreckten Beinen zur
9. Kompression der Oberschenkelvenen
zwischen der Oberkante des Schambeins und dem Leistenband.
Wichtige praktische Konsequenzen
1. Abdominale Gefäßkompressionssyndrome sind keine eigenständigen Krankheiten, sondern Teile eines Spektrums einer Entität – des lordogenetischen Midline-Kongestionssyndroms und treten daher oft gemeinsam auf.
Die bunte Symptomatik ist keine psychologische Dramatisierung durch den Patienten, sondern die Folge einer venösen Stauung vieler Organe – von der Zehe bis zum Gehirn.
3. Die Diagnose muss jedes einzelne Subsyndrom ausschließen.
4. einen Behandlungsplan aufzustellen, der die wichtigsten Subsyndrome geordnet angeht.
5. der Patient braucht einen Arzt, der über das Zusammenspiel aller Subsyndrome informiert ist.
Der Patient braucht keinen Psychiater, sondern einen Chirurgen, um ihn erfolgreich zu behandeln.
Breitgefächerte Symptomatik des lordogenetischen Mittellinienstauungssyndroms (verantwortliches Subsyndrom nummeriert wie in der Abbildung)
1 – Nussknacker-Syndrom:
Schmerzen in der linken Flanke, Schmerzen im Mittelbauch, sowohl durch Bewegung als auch durch Umstande verstärkt, die zu erhöhtem Herzschlag führen (z.B. körperliche oder psychische Belastung), Hämaturie, Proteinurie.
2- Arteria mesenterica superior Syndrom:
Erbrechen, rasche Sättigung schon nach kleinen Mahlzeiten, Gewichtsabnahme, starke postprandiale Schmerzen, Angst vor der Nahrungsaufnahme, Unverträglichkeit von fester Nahrung, Gefühl der Vorwölbung im rechten Oberbauch.
3- Truncus coeliacus /Ganglion coeliacum – Kompressionssyndrom:
Übelkeit, Schwindel, Schwindel, epigastrische und thorakale Schmerzen, Ohnmacht, posturale Tachykardie, Gewichtsverlust, Hitzewallungen, Schwitzen, schnelle Blutdruckänderungen
4 – Kompression der Lumbalarterie:
Wiederkehrende Episoden 30 min – 2 Stunden vorübergehende Querschnittslähmung und starke Schmerzen in den unteren Gliedmaßen nach vollständiger Streckung der Beine.
5 – May-Thurner-Syndrom:
Spannungsgefühl im linken Bein, Schmerzen und Schwellungen, Thrombosen im linken Bein und in den tiefen linken Beckenvenen – später ähnliche Symptome im rechten Bein, Genital- und Oberschenkelvarikosen.
6 – Kompression der Vena cava inferior:
Beckenschmerzen und Beinschwellungen, andere Symptome: siehe 7.
7- Pelvines Kongestionssyndrom:
Beckenschmerzen, rektale Blutungen, Menorrhagie, prämenstruelles Schmerzsyndrom, Dyspareunie, Obstipation, Dysurie, Pollakisurie,
8- Stauungssyndrom der Mittellinienorgane:
Kopfschmerzen, Migräne, morgendliche Schwellungder Nasenschleimhaut – verschwindet nach 30 Minuten in aufrechter Position, Rückenschmerzen, Ischias, Hexenschuss, pochende Schmerzen im Rücken,
9- Kompression der Oberschenkelvenen:
Beinschmerzen, Beinverspannungen, unruhige Beine, Beinschwellungen, Krampfadern in den Beinen und/oder Genitalien, markante Venen in den Beinen, Genitalschmerzen, Schmerzen im Damm und im Gesäß im Sitzen