Genitale und sexuelle Symptome bei Gefäßkompressionssyndromen – Patientin mit Geschwür der kleinen Schamlippen
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Genitale und sexuelle Symptome bei Gefäßkompressionssyndromen – Patientin mit Geschwür der kleinen Schamlippen

 

Bei venösen Gefäßkompressionssyndromen kommt es zur Stauung des venösen Blutes in der unteren Körperhälfte.

Die Einengung der linken Beckenvene am May Thurner Punkt, der Kreuzung mit der rechten Beckenarterie, die zumeist leicht unterhalb des Nabels und rechts davon zu finden ist, behindert einen ungestörten Rückstrom von Blut aus den Beinen und den Beckenorganen sowie aus der Gesäßmuskulatur zum Herzen zurück. Die Venen im Becken und Beinen und entlang des Nervus ischiadicus erweitern sich und ein Spannungsgefühl im Becken und den Beinen und später zunehmend starke Schmerzen hier und entlang des Nervus ischiadicus führen zu einer starken Beeinträchtigung.

Nicht selten entwickelt sich auch eine unangenehme, ungewollte und unprovozierte sexuelle Erregung und Missempfindungen wie Brennen, Ameisenlaufen, Schwirren und ähnliche Symptome.

Die Genitalorgane sind von einer derartigen Blutstauung in besonderem Maße betroffen, da sie am tiefsten Punkt des Rumpfes liegen. Bei aufrechter Körperhaltung, beim Sitzen oder beim Stehen, staut sich das Blut, der Schwerkraft folgend, daher besonders im Bereich der inneren und äußeren Genitalorgane.

Diese Symptome verstärken sich besonders dann, wenn noch weitere Gefäßkompressionssyndrome vorliegen, was regelhaft vorkommt.

Die Kompression der linken Nierenvene führt zu einer Verstärkung der venösen Stauung im Becken, da die linke Eierstocksvene beziehungsweise die linke Hodenvene Blut aus der gestauten Nierenvene ins Becken ableitet.

Nicht selten liegt auch eine Kompression der rechten Beckenvene auf der Bandscheibe L4/L5 vor sowie eine Kompression der unteren Hohlvene (Vena cava).

Die Kompression der unteren Hohlvene entsteht bei ausgeprägter Lordose der Lendenwirbelsäule zumeist im oberen Bauchraum, nur wenige Zentimeter unterhalb des rechten Rippenbogens. Hier drückt bei dem zumeist flachen Thorax der Patienten die Leber von vorn und oben auf die untere Hohlvene, die auf dem kranialen Hang der lordotischen Wirbelsäulenkrümmung auf einem festen Widerlager liegt und dem Druck der Leber daher nicht ausweichen kann, besonders im Stehen, wenn die Leber absinkt.

Die Kombination dieser venösen Kompressionen ist die Regel und nicht die Ausnahme. Es ist daher erforderlich, alle möglichen Gefäßkompressionssyndrome im Abdomen zu vermessen, um einerseits die richtigen diagnostischen Schlussfolgerungen zu ziehen, andererseits aber auch, um eine erfolgreiche Korrektur vornehmen zu können.

Oftmals verstärken sich die Symptome in den Genitalien im Sitzen oder Stehen.

Neben dem allgemeinen Effekt der Gravitation, die bei aufrechter Rumpfhaltung das Blut an den tiefsten Punkt des Rumpfes beziehungsweise der Beine zieht, spielt die Veränderung der Nierendurchblutung bei aufrechter Rumpfhaltung eine große Rolle für die Entwicklung dieser Symptome.

Da die Nieren besonders reichlich mit Blut versorgt werden, eine Niere erhält zum Beispiel wesentlich mehr Blut als ein gesamtes Bein, beeinflusst die Blutaufnahme der Nieren die Durchblutung des Beckens in erheblichem Maße. Sobald und wenn sich bei aufrechter Rumpfhaltung sich die Nierendurchblutung verschlechtert, strömt das Blut, vom Herzen kommend, an den Öffnungen der Nierenarterien vorbei und ergießt sich ins Becken. Wenn die oben genannten venösen Gefäßkompressionssyndrome vorliegen, kommt es dadurch sehr schnell zu einer enormen Blutfülle im Becken und in den Beinen, worunter insbesondere die Genitalien leiden, da sie bei aufrechter Rumpfhaltung am tiefsten Punkt des Rumpfes liegen und sich das Blut dort zuerst sammelt.

Zu einer drastischen Abnahme der Nierendurchblutung kommt es nicht selten bei Patienten mit Bindegewebsschwäche, bei denen die Nieren im Sitzen oder Stehen nach unten gleiten und sich ihre Blutzufuhr durch Zug an den Nierengefäßen selbst drosseln.

Dies kann mit gewöhnlichen bildgebenden Verfahren leider nicht dargestellt werden. Computertomografie und MRT können diese funktionellen Veränderungen nicht erfassen, da sie zum einen nur in liegender Körperhaltung durchgeführt werden, zum anderen nicht in der Lage sind im Routinebetrieb die Durchblutung der Niere zu bestimmen.

Mit der PixelFlux-Technik gelingt innerhalb von wenigen Sekunden der Nachweis der Durchblutungsverminderung der Nieren. Auch deren Ausmaß kann genau gemessen werden. Außerdem kann während der funktionellen Untersuchung im Liegen und im Stehen die Durchblutung des gesamten Bauchraumes durch eine Quantifizierung des Flussvolumens in der Aorta bestimmt werden. Sogar das Schlagvolumen des Herzens kann unkompliziert bestimmt werden, indem die Füllung der linken Herzkammer sonografisch während der Untersuchung des Bauches gemessen wird.

So kann genau bestimmt werden, welche Blutmenge sich bei Körperlagewechsel von der Horizontalen in die Senkrechte zusätzlich im Becken aufstaut. Damit können die lageabhängigen Schmerzen im Genitale aber auch in den Beinen genau mit objektiven Messwerten korreliert werden.

 

 

Bei der folgenden Patientin bestanden bereits lange Zeit starke Schmerzen im äußeren Genitale und Geschlechtsverkehr war wegen der starken vaginalen Schmerzen nicht möglich.

Nach einer vaginalen gynäkologischen Untersuchung mit Spekula (Untersuchungsspateln) entwickelte sich ein großes schmerzhaftes Geschwür an der linken kleinen Schamlippe. In Unkenntnis der massiven venösen Stauung des Genitales der Patientin war es den behandelnden Ärzten nicht möglich, die Ursache dieses schmerzhaften Geschwürs zu finden, da sämtliche Standarduntersuchungen zum Nachweis sexuell übertragbarer Erkrankungen negativ blieben.

Es entwickelte sich eine erhebliche Schwellung der linken Schamlippe. Nach langsamem Abklingen des Geschwürs entwickelten sich weitere Geschwüre an der hinteren Kommissur, der Stelle der hinteren Vereinigung der Schamlippen.

Mit der PixelFlux Untersuchung des äußeren Genitales konnte gezeigt werden, dass die erhebliche linksseitige venöse Stauung der Schamlippen zu einem starken Ödem des Gewebes geführt hatte.

Ödem der linken Schamlippe im Farbdoppler-Ultraschall

Pixelfluxmessung der Stauung der Schamlippen

Die unter standardisierten Bedingungen gemessene maximale Gewebedurchblutung der Schamlippen (cm/s * cm² der durchbluteten Fläche der ROI /cm² der ROI) beträgt:

Kleine Schamlippen
links 0,243
rechts 0,167

Der deutliche Seitenunterschiede der Durchblutung der Schamlippen konnte detailliert dargestellt und bestimmt werden. Damit wurde klar, dass die besondere linksseitige venöse Stauung, die typisch für das May-Thurner-Syndrom ist, die Ursache der besonderen Empfindlichkeit des geschwollenen und schlecht durchbluteten Gewebes darstellte. Eine venöse Stauung führt regelmäßig zu einer Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff darüber hinaus die Reparatur des Gewebes, was zu einer langdauernden Entzündung führt. Diese Veränderungen machen das Gewebe besonders empfindlich für Druck durch die Untersuchungsspatel bei der vaginalen gynäkologischen Untersuchung. Durch schon geringen Druck dann das Gewebe leicht zerstört werden kann, was zum Gewebsuntergang, zur Nekrose und damit zu einem großen Geschwür geführt hatte.

Geschwür der linken kleinen Schamlippe im Verlauf der Zeit

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