Bauchschmerzen aufgrund einer Leberkompression bei einem EDS-Patienten mit Gleitrippensyndrom (slipping rib syndrome)
5
(1)
To change the language click on the British flag first

Patienten mit Ehlers-Danlos-Syndrom und anderen Bindegewebserkrankungen leiden an der verminderten Festigkeit bindegewebiger Strukturen. Sie entwickeln daher häufig  Gelenksluxationen oder Subluxationen, überdehnte Bänder, zu starke Krümmungen der Wirbelsäule wie eine ungewöhnlich ausgeprägte Lordose der Lendenwirbelsäule (Vorwärtskrümmung), Kyphose (rückwärts Krümmung-Buckelbildung) des Thorax oder eine Skoliose (eine Seitwärtskrümmung der Wirbelsäule). Häufig gehen eine verstärkte Lordose und Kyphose der Skoliose voraus. Die Verbiegungen der Wirbelsäule werden durch die überdehnbaren Bänder der Wirbelsäule begünstigt.

Aber auch knorplige Strukturen, die natürlicherweise viel Bindegewebe enthalten, weisen oft eine verminderte Stabilität auf. Dazu gehören nicht nur die knorplige Gelenkflächen, sondern auch zum Beispiel die Knorpelbrücken, die die vorderen Enden der Rippen untereinander und mit dem Brustbein verbinden.

Insbesondere zwischen der 8. und 10. Rippe bilden sich breite Knorpelrücken aus, die bei Patienten mit Ehlers-Danlos-Syndroms leichter brechen können, sodass die betroffenen Rippen dann wesentlich beweglicher sind als üblich und die Stabilität des Brustkorbes sich dadurch verringert.

Es kommt dann vor, dass bei bestimmten Bewegungen, die eine Anspannung der Bauchmuskulatur mit sich bringen (Aufrichten aus Rückenlage, Drehbewegungen des Rumpfes), diese frei gewordenen Rippen nach innen gedrückt werden und unter benachbarte Rippen gleiten. Das kann manchmal von den Betroffenen selbst gespürt werden.

Unmittelbar an der Unterkante jeder Rippe verläuft neben einer Interkostalarterie und einer Interkostalvene auch ein sehr schmerzempfindlicher Interkostalnerv, der für die Aktivierung der Interkostalmuskulatur verantwortlich ist.

Gleitet nun eine solche herausgebrochene Rippe unter andere Rippen kann dies zu sehr schmerzhaften Reizungen des Interkostalnerven der darüberliegenden Rippe und zu einer schmerzhaften Zerrung der Muskulatur der Bauch- und Thoraxwand führen. Außerdem kommt es vor, dass die herausgebrochene Rippe nun auf innerer Organe wie die Leber drückt was dort zu Schmerzen und sogar zu einer Organschädigung führen kann (Erhöhung von Leberenzymen im Blut).

Dieses Krankheitsbild, welches selten in Betracht gezogen wird, lässt sich mittels einer funktionellen Ultraschalluntersuchung sicher nachweisen und heißt slipping-rib-Syndrom (Gleitrippensyndrom).

 

Die folgenden Bilder illustrieren die genannten Veränderungen im Fall einer jungen Frau mit Ehlers-Danlos-Syndrom, die an gleichzeitig bestehenden Gefäßkompressionsyndromen litt aber zusätzlich auch an Thorax- und Oberbauchschmerzen litt, die von bestimmten Bewegungen und Körperhaltungen abhängig waren. Bei ihr bestanden auch ungeklärte Erhöhungen der Leberenzyme im Blut.

 

Das folgende Video zeigt die Bewegung der 8.9. und 10. Rippe auf der rechten Seite, die aufeinander zu verläuft, sobald die Patientin die Bauchmuskulatur anspannt. Dabei konvergieren die Spitzen der Rippen und die 9. Rippe gleitet unter die 8. Rippe, was mit starken Schmerzen im rechten unteren Thorax beziehungsweise im rechten Oberbauch verbunden ist.

Diese Bilder zeigen die erhebliche Kompression der Leber durch die nach Innen stoßenden Rippen, die ihren Zusammenhalt verloren haben, da die Knorpelbrücke zerbrochen ist.

 

Auch auf der linken Seite ist es zur Loslösung von Rippen gekommen. Da hier nicht die Leber, sondern die kleinere Milz liegt, stößt die mobile Rippe nach innen in die Bauchhöhle und dehnt die Muskulatur der Bauchwand schmerzhaft.

Die Behandlung des Krankheitsbildes besteht in einer chirurgischen Stabilisierung der Rippen oder deren Kürzung.

 

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?