Intermittierende Auto-Kompression des Tronc-rénorachidièn verursacht extreme Schmerzen nach einer Mahlzeit
5
(2)
To change the language click on the British flag first

Abdominelle und pelvine Gefäßkompressionssyndrome sind eine häufige Ursache von Schmerzen, die von Bauch und Becken in den Brustkorb, Rücken und die Beine ausstrahlen.
Von besonderer Bedeutung für die Betroffenen sind Umgehungskreisläufe, die trotz Abklemmung wichtiger Venen deren Blut auf Umwegen zum Herzen transportieren.
Ein wenig bekannter, aber sehr wichtiger Umgehungskreislauf der linken Nierenvene ist der Tronc réno-rachidièn, der sich bei diesen Patienten entwickelt und normalerweise nicht zu finden ist. Er verbindet die linke Nierenvene mit den Venen der Wirbelsäule und des Spinalkanals.
Im vorliegenden Fall war ein stark ausgeprägter Tronc réno-rachidièn der einzige funktionierende Umgehungskreislauf der linken Nierenvene, da die Eierstockvene aufgrund einer Abflussbehinderung der Beckenvenen (May-Thurner-Syndrom) nicht an der Umleitung des Nierenvenenblutes von der Niere ins Becken teilnehmen konnte.
Die betroffene Patientin entwickelte regelmäßig nach dem Essen unerträgliche Schmerzen im epigastrischen Winkel, etwas links der Mittellinie an der Basis des epigastrischen Dreiecks, in der linken Flanke und links unterhalb der Rippen.
Ursache war in diesem Fall die räumliche Enge im Oberbauch, die zunächst zu einer Kompression der linken Nierenvene geführt hatte. Solche Situationen entstehen immer dann, wenn die Aorta bei ausgeprägter Lordose der Lendenwirbelsäule angehoben wird, wodurch der linken Nierenvene der Platz von verschiedenen Strukturen streitig gemacht werden kann. In seltenen Fällen durch die Arteria mesenterica superior, häufig durch die rechte Nierenarterie, in diesem Fall jedoch durch den Magen. Nach einer Mahlzeit und der damit verbundenen Magenfüllung bei gleichzeitiger Kompression des Magenausgangs zwischen Aorta und Bauchwand kommt es zu einer besonders starken Vorwölbung der großen Magenkurvatur. Diese drückt die ohnehin schon stark angespannte und gestaute linke Nierenvene weiter zusammen. Gerade dann ist aber ein gut funktionierender Umgehungskreislauf wichtig. Bei dieser Patientin hatte sich zwar ein kräftiger Umgehungskreislauf in Form eines Tronc réno-rachidièn entwickelt, dieser wurde aber vom Magen wie eine Ziehharmonika zusammengefaltet, sobald die Patientin aß. Der Tronc réno-rachidièn hatte eine Windung entwickelt, die sich besonders leicht zusammendrücken ließ. Das folgende Video demonstrierte die besonderen Verhältnisse, um darauf aufmerksam zu machen, dass das Vorhandensein von Kollateralkreisläufen allein nicht in jedem Fall und unter allen Umständen eine ausreichende Funktion der Niere und der renalen Zirkulation gewährleisten kann.
Nur eine funktionelle Ultraschalluntersuchung mit genauer Betrachtung der Gefäßverhältnisse vor, während und nach der Nahrungsaufnahme sowie bei Lageveränderungen kann in solch komplizierten Fällen weiterhelfen.

 

Die Wirkung der Gefäßkompression wird durch die physiologische Zunahme der Nierendurchblutung nach einer Mahlzeit noch verstärkt.
Der zusätzliche Nierenfluss erhöht den Druck in der linken Nierenvene. Anstatt den Blutfluss zu erhöhen, wird dadurch jedoch nur der Druck innerhalb des Nierengefäßsystems erhöht – was die Schmerzen verursacht -, das Gesamtflussvolumen wird jedoch im Gegensatz zur rechten Seite verringert, wie in der nachstehenden Abbildung dargestellt. Einem zweifachen Anstieg des Durchflussvolumens der rechten Niere steht ein Rückgang des Durchflusses um 10 % in der linken Niere gegenüber, obwohl der Druck steigt.

Die Funktionsreserve der Nieren wird mobilisiert, um nach einer Mahlzeit Abfallprodukte (vornehmlich Harnstoff und Ammoniak) auszuscheiden. Dies spiegelt sich in der erhöhten Durchblutung des peripheren Parenchyms der Niere wider. Dieser Bereich wird von kleineren Gefäßen dominiert, die weniger durchblutet sind als die zentraleren Gefäße. Nach einer Mahlzeit nimmt die Durchblutung der peripheren Gefäße zu, um die Reservekapazität der Nieren zu mobilisieren und die postprandiale Entgiftung zu verbessern.
Das folgende Diagramm veranschaulicht die stark eingeschränkte Fähigkeit der venös gestauten linken Niere, die periphere Durchblutung als Reaktion auf die Nahrungsaufnahme zu erhöhen. Die Reservekapazität der linken Niere ist erschöpft und kann auf den zusätzlichen Bedarf nicht mehr reagieren. Dies ist auf den zunehmenden Rückstau aus der unter Druck stehenden, komprimierten linken Nierenvene zurückzuführen. Da die Stauung durch die Abknickung des Hauptkollaterals, des tronc réno-rachidièn, massiv verstärkt wird, steigt der Gegendruck gegen den venösen Abfluss nach einer Mahlzeit weiter an, da dieses zickzackförmige Gefäß bei diesem Patienten zusammengedrückt wird. Dadurch wird eine Zunahme der peripheren Perfusion verhindert, im Gegensatz zur nicht betroffenen rechten Niere.

 

Literatur:

  1. Chan AY, Cheng ML, Keil LC, Myers BD. Functional response of healthy and diseased glomeruli to a large, protein-rich meal. J Clin Invest. 1988 Jan;81(1):245-54. doi: 10.1172/JCI113302. PMID: 3275694; PMCID: PMC442500.
  2. Bankir L, Roussel R, Bouby N. Protein- and diabetes-induced glomerular hyperfiltration: role of glucagon, vasopressin, and urea. Am J Physiol Renal Physiol. 2015 Jul 1;309(1):F2-23. doi: 10.1152/ajprenal.00614.2014. Epub 2015 Apr 29. PMID: 25925260.

 

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?